Heinrich Dietrich Hermann LANDWEHR
Characteristics
Type | Value | Date | Place | Sources |
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name | Heinrich Dietrich Hermann LANDWEHR |
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occupation | Drittelmeier, Pferdehändler in Scholen Nr. 27 |
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Events
Type | Date | Place | Sources |
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death | 23. February 1964 | Scholen
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baptism | 4. December 1881 | Scholen
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birth | 15. October 1881 | Scholen
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marriage | 21. September 1939 | Scholen
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Marriage | ??spouse_en_US?? | Children |
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21. September 1939
Scholen |
Dorette Friederike SANDER |
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Notes for this person
Geboren und gestorben in Scholen Nr. 27
Trauerrede zur Beerdigung von Heinrich Landwehr,
gehalten von Walter Woltemade in der Diele in Scholen:
(Walter Woltemade aus Bremen-Habenhausen, Ehemann von Dora Röhrs - Dora Röhrs, Schwester von Elfriede Röhrs - Elfriede Röhrs, Ehefrau von Heinrich Rohlfs - Heinrich Rohlfs, Sohn von Dorette Sander - Dorette Sander, Ehefrau von Heinrich Landwehr)
Verehrte Oma Landwehr, liebe Kinder und Enkelkinder,
liebe Verwandte des Entschlafenen, verehrte Trauerversammlung!
Ein erfülltes Leben voller Arbeit, Mühsal und Plage, aber auch voller Frohsinn ist durch einen sanften Tod ausgelöscht worden.
Wir Menschenkinder stehen fassungslos vor der jähen Plötzlichkeit einer Entscheidung, die ein Höherer getroffen hat. Es scheint dunkel, nackt und kalt um uns zu sein, und für einen Augenblick scheint das Weltgeschehen den Atem anzuhalten.
Durch unsere Erinnerung aber zieht sich ein kaum empfundenes Gedenken an einen Menschen und sein Lebenswerk, das unvollendet blieb, wie das Werk aller Menschen auf dieser Erde. Aber allein dieser Gedanke lässt uns die vermeintliche Nacht nicht so endlos erscheinen und lässt einen schwachen Schimmer des Trostes erscheinen. Wir erkennen, dass die Nacht nicht nur Schrecken, sondern auch Milde und eine alles umfassende Güte in sich birgt. Der große Dichter Hermann Hesse sagt dazu in seiner„Bergnacht“:
Wie der Sterne große Schar sich im blauen Dunkel weitet,
Und die Seele wunderbar, die so tief in Schmerzen war
In das Land des Friedens gleitet.
Tiefer atmet meine Brust.
Ringsum trugen nah und fern Menschen ihre schwere Lasten.
Leise hast du sie befreit, Sorge, Leidenschaft und Streit aufgelöst.
Sie dürfen rasten.
Ernste Stille, heilige Lust.
Diese Verse sollten uns in dieser Abschiedsstunde in zweifacher Hinsicht zu denken geben: Sie sollten uns erkennen lassen, dass die dunkle Nacht unserem teuren Entschlafenen mit sanftem Flügelschlag umfangen hält und alle irdischen Sorgen und Leiden vergessen lässt. Wir sollten aber auch den Lichtschimmer sehen, den der Sterne große Schar verbreitet wenn wir den Lebensweg des Entschlafenen an uns vorüberziehen lassen und im Gedenken an diesen Weg Trost und Zuversicht empfinden.
Wer war dieser jetzt ruhende Erdenbürger Heinrich Landwehr?
Er war ein Bauer von echtem Schroth und Korn, der seine Heimat und seine Scholle liebte. Er gehörte zu den Stillen aber auch zu den Stolzen im Lande, von denen Rudolf Presber sagt:
Du, zwischen Saat und Herde
Den Weizen sondernd von Spreu,
Bauer, Dein ist die Erde –
Und die Erde ist treu.
Arbeit, die mühevolle,
Erbte Dein stolzes Geschlecht,
Bauer, Dein ist die Scholle –
Und die Scholle ist echt.
Du darfst der Hoffnung warten,
Die sich im Lenze rankt –
Bauer, Dein ist der Garten,
Und der Garten dankt.
Du vergissest der Leiden
Und des Jammers der Welt,
Wenn Du Wiesen und Weiden,
Alm und Anger bestellt,
Neue Hoffnungspalmen.
Spürst Du und neues Licht,
Wenn aus Kräutern und Halmen
Grünendes Werden bricht.
Wenn sich die Schollen heben
von Deiner Saat gesprengt,
Wo die Kraft zum Leben
Und zur Sonne drängt.
Fern dem Lärm der Märkte
Tust du Deine Pflicht,
Denn der Tauwind stärkte
Trotzige Zuversicht:
Der im Weltbetruge
Sich der Arbeit freut,
Stark die Hand am Pfluge,
Keime der Zukunft streut,
Du, zwischen Saat und Herde
Weizen sondernd von Spreu,
Bauer, Dein ist die Erde –
Und die Erde ist treu.
Verehrte Trauergäste! Viele von Ihnen sind Bauern – fast alle sind Sie der heimatlichen Scholle verwachsen – die meisten hier im Dorfe oder in der weiteren Umgebung. Einigen von Ihnen aber sind sicherlich Zweifel an der Wahrheit des Wortes gekommen „Und die Erde ist treu“, weil Sie ein hartes Geschick von der heimatlichen Erde vertrieben hat.
Aber Sie alle – und auch die, die nicht unmittelbar mit der Scholle verbunden sind – spüren doch, welch große Gläubigkeit des Herzens dazu gehört, die Krume des Ackers zu pflegen, das winzige Saatkorn der Erde anzuvertrauen und auf die Allmachtder Natur zu warten, die die Fruchtbarkeit allen Lebens jahraus, jahrein – in Jahrzehnten, Jahrhunderten und Jahrtausenden offenbar werden lässt. Ein starker Glaube muss den Bauern beseelen, wenn er an seiner Aufgabe nicht verzweifeln will.
Und noch etwas anderes gehört dazu: Die Liebe zur Kreatur, die Gott geschaffen und uns Menschen anvertraut hat, Liebe zu den Pferden im Stall, zu dem Vieh auf der Weide, zu den treuen Hausgefährten des Menschen und auch zum Wild, zur Kreatur inFeld und Wald und Heide. Und nicht zuletzt schließt diese Liebe doch die Familie, das Gesinde, die Nachbarn, Freunde und Verwandten ein – ja sie offenbart sich erst in letzter Innigkeit in der Liebe zum Mitmenschen schlechthin.
Stark muss der Glaube des Bauern sein und hoch und hehr seine Liebe zu Volk und Heimat!
Und nun lassen Sie uns den Lebensweg des Verstorbenen verfolgen und prüfen, ob er mit den Eigenschaften und den Herzensgaben des von mir gerühmten Bauerngeschlechtes ausgestattet war.
Hier im Hause im Jahre 1881 geboren
Behütet und umsorgt von den Eltern
Als Spielgefährten eine Schwester und einen Bruder, die beide vor ihm heimgegangen sind.
Der Bruder führte den Hof, er widmete sich dem Viehhandel und lernte dadurch nicht nur seine engere, sondern auch unsere weitere Heimat kennen. Hier feierte seine Liebe zur Schönheit Gottes Kreatur Triumpfe.
Der Krieg 1914/1918 rief ihn zu den Fahnen – von seinen Erlebnissen in diesen grausamen Jahren sprach er nicht viel, denn er war einer der Stillen im Lande.
Als sein Bruder in den dreißiger Jahren starb, musste er den Hof anfassen und er tat es mit Freude. Jetzt offenbarten sich die Eigenschaften bei ihm, die der Dichter besingt.
Aber im Innersten seines Herzens fühlte er sich einsam – er suchte eine Gefährtin, mit der er die Freude und das Leid des Lebens teilen wollte. Wem schenkte er in reifen Jahren seine Liebe – nicht jugendliche, verrauschende Leidenschaft? Einer schwer geprüften, leiderfahrenen Frau, die ihm kein Riesenvermögen oder noch einen großen Hof mitbrachte – dafür aber Kinder und Kindeskinder und ein herrlich-sonniges Gemüt.
Liebe Oma Landwehr! Du hast an der Seite Deines Gatten davon erfahren, und viele von uns haben es in ungezählten Zusammenkünften der großen Familie erfahren dürfen, welchen Regungen sein Herz fähig war.
Trotz der späten Heirat habt ihr in fast 25-jähriger Ehe die erhabene Schönheit harmonischen Zusammenlebens durchkosten dürfen.
Ihr habt Euch ergänzt – Ihr habt Eurer großen – immer größer werdenden Familie ein echtes Heim, einen Hort hoher Gastlichkeit geschaffen. Das allein war eine unvergessliche Tat großer Nächstenliebe und herrlicher Liebe.
Dann kam der krieg – ein endloses Grausen ging durch die deutschen Lande. Väter, Männer und Söhne wurden zu den Fahnen gerufen – die Last der Arbeit auf den Höfen und Feldern wurde auf die Schultern der Alten gelegt. Heinrich Landwehr hat sie getragen – geduldig und mit Selbstvertrauen, wie es für einen deutschen Bauern selbstverständlich war.
Aber er sollte noch mehr Gelegenheit haben, seine tiefe Liebe zu seinen Mitmenschen, die durch den grausigen Krieg in Not und Verzweiflung geraten waren, zu beweisen.
Seine aus den zerbombten Städten flüchtenden Kinder und Schwiegertöchter, die unschuldig in die Wirren des Krieges verstrickten Enkelkinder fanden in seinem Hause Aufnahme, und wenn es noch so eng wurde.
Luise war die erste – ihre Mutter kam – Arnd und Heiner, die beiden Zwillinge aus Bremen mit ihrer Mutter, nachher Karl und Paul – alle, alle, die in Not waren fanden in senem Hause Obdach und väterlichen Rat. Voller Dankbarkeit sahen sie alle in ihm den liebenden Vater mit dem Großmut des Alters.
Dann kamen jene, die der Krieg am härtesten getroffen hatte – die Heimatvertriebenen, die Entwurzelten, mit ihrer letzten kleinen Habe in großen Trecks ins Dorf – Vater Landwehr lieh ihnen sein Ohr und seine helfende Hand. Viele werden jetzt daran zurückdenken.
Das alles, verehrte Trauergemeinde, geschah mit der größten Selbstverständlichkeit und ohne viel Aufhebens.
Nur wenn man später – insbesondere im letzten Jahrzehnt seines Lebens mal darüber sprach – dann wurde er sehr, sehr nachdenklich. Er verabscheute den Krieg und die Not und das Leid im tiefen Glauben an das Gute im Menschen und in der menschlichen Gemeinschaft.
In einem solchen Gespräch mit mir fand er auch Gefallen an dem großartigen Liedvers, der seine Todesanzeige ziert:
Länger nicht mit Blut und Eisen
Feste sich der Menschheit Band;
Liebe soll uns Pfade weisen,
die wir wandeln Hand in Hand!
Wer, wir alle seine Angehörigen und Freunde, in stiller Schummerstunde mit ihm zusammen saß, wenn sich sein allzeit fröhliches Herz im schalkhaften Blitzen seiner Augen offenbarte, der weiß auch um die Tugend der inneren Ausgeglichenheit und desFrohsinns.
Er hat sein Leben gehabt, wie Gott der Allmächtige es ihm gegeben hat – nicht öde war es und leer – nein reich und angefüllt von Herzenswärme und gütigem Gottvertrauen.
Nun ist es vorbei – es ist köstlich gewesen – sollen wir um ihn trauern?
Sollen wir uns verstecken vor der Größe eines solchen Lebens?
Nein danken wollen wir ihm aus vollem Herzen für seine Liebe und für seine Güte und für alles, was er uns gewesen ist und uns gegeben hat.
Ihr lieben trauernden Familienmitglieder und Du liebe Oma Landwehr, sollt wissen, dass unsere Gedanken im steten Gedenken an den lieben Entschlafenen bei Euch sind. Mit Euch gemeinsam wollen wir die Nacht des Todes überwinden mit einem Wort auseinem Fragment des Schweizer Dichters Gottfried Keller:
Es ist auf Erden keine Macht, die nicht noch ihren Schimmer hätte!
So groß ist keines Unglücks Macht, ein Blümlein hängt in seiner Kette.
Ist nur das Herz vom rechten Schlage, so baut es sich ein Sternenhaus.
Und macht die Nacht zum hellen Tage, wo sonst nur Asche, Schutt und Graus.
Vor dem Grab:
De Welt is rein so sachten
Als leeg se deep in’n Droom,
Man hört nich ween noch lachen,
Se’s liesen as een Boom.
Da’s woll de Himmelsfreeden
Aan Larm un Striet un Spott,
Dat is een Tied to’n beeden,
Hör mi Du fromme Gott!
In dieser Stille und in dieser Stimmung unserer Herzen wollen wir unseren lieben Toten in die heimatliche Erde betten – in die Erde, die er sein Leben lang zu Nutz und Frommen der Menschen beackert hat. Sie hat ihm Segen gespendet, aus ihr hat er Kraft und die Gläubigkeit eines starken Herzens geschöpft und empfangen. Alles was sterblich an ihm war soll diese Erde decken – seine Seele aber empfehlen wir dem Schöpfer aller Dinge.
Wir wollen nicht auseinandergehen, ohne uns in Ehrfurcht und tiefer Dankbarkeit vor einem langen Leben voller Arbeit und Mühsal, aber auch voller Freude und Fröhlichkeit zu verneigen.
Unsere Gedanken versammeln sich um die trauernde Familie, um die Gattin, um die Kinder und Enkelkinder. Kein Wort kann sie heute trösten, aber wir wünschen ihnen alle starke Herzen im Gedenken an den Toten und in der Weiterführung und Vollendungseines Lebenswerkes.
Heinrich Landwehr – Du und Dein Leben werden nicht vergessen –
Ruhe sanft !
Sources
1 | Kirchenbuch Scholen; Ernst-Wilhelm Bösking, Diepholz |
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